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Test: Thomann Antique Tenorsaxophon |

Testenswert: Das Thomann Tenorsaxophon Antique
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Retrolook
- frischer Sound Ein günstiges Tenorsaxophon, für unter
500,-, was gut funktioniert?
Eigentlich kann das gar nicht gehen. Bei günstigen, oder
sagt man besser billigen, Instrumenten ist die
Verarbeitung schlecht, die Mechanik nicht gut eingestellt
und die Polster decken nicht. Zusätzlich ist das
mitgelieferte Zubehör von minderer Qualität. Alles in
allem so, dass man doch recht schnell wieder auf der
Suche "nach einem richtigem Saxophon ist."
Soweit meine
Vorerwartung. Trotzdem hab ich das Thomann Antique
Tenorsaxophon gekauft und das Instrument einem Test
unterzogen.
Der erste Eindruck beginnt vor dem ersten Ton. Der Koffer
macht einen soliden Eindruck. Es fehlen Features wie
Regenschutz, Notenfach oder Rucksackfunktion, aber ganz
ehrlich sowohl mein Altokoffer als auch mein Soprankoffer
haben das auch nicht. Es ist halt ein Koffer der
Kategorie "Standard". Für mich passt das.
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Zubehör Also aufgeklappt und
nachgeschaut. Das Sax liegt sauber im Koffer. Ein
Herzschoner sorgt für Sicherheit bei der Oktavmechanik.
Den kleinen schwarzen Plastikstopfen sollte man beim
Transport immer einstecken. Mundstück und S-Bogen sind
in Plastik eingeschweißt und natürlich fehlen auch
keine weißen Handschuhe.
Ich frag mich ja schon,
wer ernsthaft mit weißen Handschuhen spielt. Natürlich
wird so der Lack etwas geschont, aber das Spielgefühl
leidet doch schon arg. So lange mir keiner beweißt das
Charlie Parker, John Coltrane oder Cannonball mit weißen
Handschuhen spielten, haben die Dinge für mich keinen
Wert.
Weiteres Zubehör wie Wischer für den Korpus oder den
S-Bogen, Korkfett oder ein Reedguard liegt nicht bei. Ok
hier muss man halt noch mal "nachbestellen".
der Gurt
Der Tragegurt ist ein extrem einfaches Modell. Ohne
Nackenauflage trägt sich das doch recht schwere
Instrument nicht angenehm. Hier sollte man auf alle
Fälle in einen gescheiten Gurt investieren. Man kann
natürlich diskutieren was sinnvoller wäre:
a) lieber diese Einsteigersaxophone 20,- Euro teurer
machen und dafür dem Käufer ein gescheites Gurtsystem
mitliefern
oder
b) bei den billigen
Gurten bleiben, da Gurte sowieso Geschmacksfrage sind und
jeder Spieler individuell das passende Modell (normaler
Gurt, Rucksacksystem, Bauchstütze....) passend zur
Körpergröße, Instrumentengewicht und anderen Faktoren
suchen muss. Gut ist der einstellbare Daumenhalter für
die rechte Hand. Das hilft beim Finden der optimalen
Spielposition
Ähnliches hat man ja
bei den Mundstücken. Die mitgelieferten Mundstücke
taugen meist nur für kurze Zeit. Hier finde ich es ok.
Mundstückvorlieben hängen so stark vom eigenen
Soundideal, bevorzugte Blattstärke und persönlichem
Ansatz ab. Als Saxophonist sollte man sich nach einigen
Monaten Spielerfahrung mit Mundstücken beschäftigen und
verschiedene Modelle ausprobieren.
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gut verpackt im schwarzen Koffer
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Antique Tenorsaxophon im
Thomann-Shop:
Bilder, technische Daten und
aktuelle Preise ** Links sind Affiliate Links zum
online-Store von Thomann *
Keine Ahnung was das bedeutet? Mehr Infos darüber.
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Saxophon Nun zum Wesentlichen, dem Thomann
Antique Tenorsaxophon. Der Look gefällt mir schon mal.
Der matte, dunkle Retrocharme sieht toll aus. Die
Mechanik wirkt wertig verarbeitet und die Achsen laufen
bei meinem Exemplar sauber. Angeblich werden die
Instrumente bei Thomann vorher von einem Fachmann
überprüft. Das ist toll, klar ist aber auch: Bei so
einem Preis, kann der Fachmann nur einen kurzen Blick
drauf werfen und kurz die Lampe reinhalten. Ich denke es
ist mehr allgemeine Qualitätskontrolle der Fertigung und
weniger ein ausgiebiger Instrumentencheck vom
Holzblasinstrumenten-Meister. Es gab auf jeden Fall bei
mir keinen Grund zu irgendeiner Beanstandung.
Ein kleiner Kritikpunkt sei angemerkt: Die
Fertigungsqualität kriegt einen Punktabzug an zwei
Stellen. Der Schallbecher ist ja leicht gebogen und diese
Kante ist nicht ganz sauber abgerundet und etwas scharf.
Da man beim Handling das Sax ja gerne mal am Schallbecher
anfasst, könnte das unangenehm sein. Ein
Verletzungsrisiko sehe ich aber nicht. Gleiches gilt für
die Gravur am Becher, hier wurde auch nicht 100% sauber
abgeschliffen. In der Praxis fallen diese Punkte nicht
ins Gewicht, aber hier zeigt sich halt ein Unterschied zu
teureren Konkurrenten
Die Klappen / Polster dichten ordentlich ab, so dass das
Horn in allen Registern sauber anspricht. Anfänger
sollten mit einem leichten Blatt anfangen. Bei meinem
Modell lag ein 2,5er Blatt als Dreingabe bei. Ich glaube
1,5 oder 2 sind hier besser, zumindest wenn man noch
keine Vorerfahrung (Altsax, Klarinette, etc.) vorweisen
kann.
Der Klang ist warm und zentriert und lässt sich gut
formen. Mit einem von meinen eigenen Tenormundstücken
(aus einer hohen Qualitätsklasse) lässt sich eine neue
Soundwelt entdecken. Mit dem Meyer 7m war ich ziemlich
nah dran, wo ich hin will. Mit anderen Mundstücken
bekommt ihr auch den typischen
"Tenor-Rock-Saxophon-Sound" hin.
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Zielgruppe und FazitMein Fazit fällt sehr positv aus.
Besonders wenn man den Preis mit in die Beurteilung
einfließen lässt. Das Instrument ist preiswert! Als
Hauptinstrument für einen Profisaxophonisten ist es
nicht gedacht, dass will es auch nicht sein. Als
Zweitinstrument oder Ersatzsaxophon macht es einen guten
Job. Ebenso für Einsteiger, Musikschulen, Vereine oder
Bläserklassen.
Mein Yamaha-Alto hat jetzt fast 30 Jahre auf dem Buckel
und läuft immer noch sehr zuverlässig, ohne viel
Extrapflege. Ob ein Thomann Antique diese
"Laufleistung" bringen wird, weiß man
natürlich jetzt noch nicht. Irgendwann sind sicher mal
neue Polster fällig und der Fachmann muss die Mechanik
nachjustieren. Rostende oder nachlassende Federn könnten
problematisch werden. Da kommt man schnell in
Preisbereich wo die Reperatur den Neupreis übersteigt,
dies aber sicher erst nach einigen Jahren und ich kann
mir vorstellen, dass ich dann das Geld (trotzdem)
investiere. Je nachdem was und wieviel zu machen ist.
Die Frage, die sich ein Interessent stellt ist
wahrscheinlich weniger "Thomann Antique
Tenorsax" oder Profihorn von Yanagisawa, Yamaha oder
Selmer sondern "günstiges Einsteigersaxohon vs
Mittelklasse".
Man denkt hier hauptsächlich an die typischen Yamaha
oder Jupiter-Schülermodelle. Die kosten meist das
Doppelte und bieten auch mehr für´s Geld. Ist es
doppelt so viel Leistung? Eher nein. Ich denke es ist ein
sehr persönliche Entscheidung ob man mehr ausgibt. Die
Yamaha/Jupiter-Schülerinstrumentklasse hat nicht umsonst
so einen guten Ruf. Sie haben bewiesen, dass ihre
Instrumente über 10 Jahre eine gute Qualität halten
können. Dieser Langzeittest steht bei den
Hausmarken-Saxophonen noch aus. Betracht ich die
vergangenen Jahre merkt man aber eine Steigerung der
Fertigungsqualität. Thomann macht mit seiner Hausmarke
im unteren Preisdrittel gehörig Druck und ich kann mir
gut vorstellen, dass das Thomann Antique bei mir öfter
zum Einsatz kommt.
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